Unser Baby ist immer um uns herum und fordert seine Aufmerksamkeit ein. Es ist ja auch genau das, was wir uns ausgesucht haben und wir lieben unser Baby.
Aber es ist anstrengend immer verfügbar sein zu müssen. Wir reden hier schließlich von Tag und Nacht! Natürlich schläft unser Schatz zwischendurch, aber planen kann man diese Schlafzeiten
(anfangs) nicht und wie lange der jeweilige Schlaf andauert ist immer wieder eine Überraschung.
Mit unserer Tochter haben wir im ersten Jahr „Top“- und „Flop“-Tage gehabt. Genauso haben sich die „Top“- und „Flop“-Nächte abgewechselt. Wir haben sie
irgendwann so genannt.
Wie der Name schon vermuten lässt, sind die Top-Tage die, an denen unsere Kleine fröhlich und zufrieden ist, begeisterungsfähig und interessiert die Welt wahrnimmt. Die Top-Nächte sind die, in
denen sie nachts drei bis vier Stunden am Stück geschlafen hat (mit der Zeit zum Glück immer mehr) und sich dann schnell wieder beruhigen ließ und wieder eingeschlafen ist.
Dagegen bedeuten die „Flops“ pure Anstrengung und erfordern starke Nerven. Ich sag‘ nur: Geschrei, scheinbar „grundlose“ Unzufriedenheit (jedes Baby weiß natürlich, warum es schreit, aber wir
Eltern nicht immer), schlaflose Nächte, Verzweiflung…
So schön die „Tops“ auch sind, umso nervenzehrender sind die „Flops“. Und ich war oft verzweifelt und ein Spaziergang hat da nicht viel geholfen.
"Wir brauchen richtige Auszeiten!
Das bedeutet auch Kontrolle abgeben."
Wir brauchen richtige Auszeiten! Ich bin jemand, der spürt, wenn ich etwas brauche. Ich habe mit meinem Mann gesprochen, dass ich mal raus muss – ohne Kind.
Das habe ich schon nach den ersten Wochen festgestellt und das war gut so. Denn dadurch war mein Mann auch in der Situation, dass er als Papa gebraucht wird.
Ich erlebe oft, dass Mamas gerne alles unter Kontrolle behalten wollen, weil sie ihren Partnern die Fürsorge und das richtige Gespür nicht in gleichem Maße zutrauen. Ganz ehrlich, ich sehe mich
da auch ein wenig. Wahrscheinlich ticken die meisten Mamas so.
Aber das wird schnell ein Eigentor: Nur wenn wir lernen, die Kontrolle abzugeben und dem Papa zutrauen, die Verantwortung zu übernehmen und das von Anfang an, dann schaffen wir Mamas es, auch mal etwas für uns zu tun.
Alleine ausgehen etwa (nur um mal abzuschalten) oder mit der eigenen Mama oder Freundin treffen – ohne Kind, um ausgiebig und ungestört quatschen zu können.
"Ich habe meinem Mann dann für das erste Mal alleine
ein „Geheimnis“ verraten."
Natürlich ist zunächst Organisation gefragt. Wenn ihr die Flasche gebt oder Abpumpen könnt, hat der Papa wirklich keine Ausrede, aber Babymahlzeiten an der Brust organisieren kann er nun wirklich
nicht. Da muss jede Mama individuell überlegen, was für ihr Baby möglich ist.
Ist der Stillrhythmus etwa alle zwei Stunden, dann könnte die Verabredung mit der Freundin in einem nahe gelegenen Café stattfinden. Anderthalb Stunden entspannt ausgehen ist schon Gold wert in den ersten Monaten!
Bei uns war das so (wie wohl bei vielen Paaren), dass ich nach der Geburt in Elternzeit gegangen bin, während mein Mann weiter arbeiten ging. Dadurch konnte ich natürlich schneller Erfahrung und Sicherheit im Umgang mit unserem Baby sammeln.
Ich habe meinem Mann dann für das erste Mal alleine ein „Geheimnis“ verraten: dass ich zu Beginn auch keine Patentlösung parat hatte, wenn das Baby satt und frisch gewickelt ist, aber trotzdem
schreit wie am Spieß. Dann heißt es ausprobieren: wiegen, singen, beruhigen, massieren und vor allem: geduldig sein.
Es ist gut, wenn die Papas sich von Anfang an daran gewöhnen, mit ihrem Baby auch mal alleine klar zu kommen. Das ist etwas ganz anderes, als wenn wir „als Backup“ in der Wohnung rumwurschteln
und jederzeit greifbar sind.
Auch wenn die Männer es nicht immer zugeben wollen: am Ende fühlt es sich sogar gut für sie an, das Babysitten selbst hinzubekommen (sagt mein Mann). Ja ich weiß, es ist leichter gesagt, als
umgesetzt.
Das erste Mal alleine raus – macht bitte folgenden Fehler nicht!
Beim ersten Mal allein im Café hatte ich die ganze Zeit mein Handy im Blick. Kommen die auch wirklich klar? Was, wenn nicht? Jetzt heißt es aufpassen. Macht bitte folgenden Fehler NICHT: schreibt
bloß nicht sorgenvoll, ob alles okay ist und dass der Papa ruhig sagen soll, wenn ihr nach Hause kommen sollt!
Sonst bekommt der noch das Gefühl, dass wir ihm nichts zutrauen. Am Ende denkt er noch, dass er uns einen Gefallen tut, wenn er uns zurück beordert. Weil das Mamas Selbstwertgefühl steigert und
sie sich (noch) gebrauchter fühlt.
Es gibt natürlich solche Papas, die die Verantwortung von sich aus übernehmen und wie mein Mann aktiv einbringen. Und dann gibt es die, die sich entweder aus Angst etwas falsch zu machen
zurückhalten, oder schlicht aus Bequemlichkeit gerne Mama das Feld überlassen. Je nachdem, wie euer Partner tickt, bleibt hartnäckig und gebt nicht so schnell auf.
"Wenn die Männer sich unwohl fühlen, dann jammern sie schließlich auch.
Das ist bei unseren Babys nicht anders."
Erklärt eurem Partner, Geduld zahlt sich aus. Babys sind eben mal gut gelaunt und mal haben sie den ganzen Tag Bauchschmerzen. Wenn die Männer sich unwohl fühlen, dann jammern sie schließlich
auch und wollen ausgiebig gepflegt werden - das ist bei unseren Babys nicht anders ;-D
Die Arbeit ist keine Ausrede: Einen Vollzeitjob haben beide Partner – und damit auch einen Feierabend verdient.
Bei vielen Eltern ist es so wie bei uns, also Papa geht weiter Vollzeit arbeiten, während Mama ein Jahr Elternzeit zu Hause verbringt. Gerade dann ist es wichtig sich gegenseitig Respekt für die
Arbeit des anderen entgegenzubringen.
Ich höre leider viel zu häufig, dass der Papa den Anspruch auf einen Feierabend nur für sich erhebt. Er rotiere den ganzen Tag in der Firma, während Mama doch zu Hause auf der Couch chillen
könne! Nur beim Schreiben dieses Satzes platzt mir schon die Hutschnur!!
Mama rotiert zu Hause auch Vollzeit! Ja, liebe Männer, wenn Mama mal eine Stunde Zeit für sich hat, weil das Baby glücklicherweise in den Tagesschlaf gefunden hat, ist das gleichzusetzen mit der
Mittagspause auf der Arbeit – nur, dass wir diese nicht planen und uns mit Kollegen zum Essen verabreden können.
"Kein Wunder also, wenn wir dem Papa nach Feierabend das Kind in die Hand und so mal kurz die „Pausetaste“ drücken."
Ihr kommt raus, seht eure Arbeitskollegen, könnt alleine auf Klo gehen, einen Plausch in der Kaffeeküche halten, kurz gesagt: Ihr könnt auf der Arbeit abschalten vom Elternsein.
Wir sitzen Zuhause, verbringen die meiste Zeit alleine mit unserem Kind und auch wenn wir mal auf dem Spielplatz oder in der Krabbelgruppe sind: es dreht sich immer ums Thema Kind.
Kein Wunder also, wenn wir dem Papa nach Feierabend das Kind in die Hand und so mal kurz die „Pausetaste“ drücken. Versteht mich nicht falsch: Genau wie BEIDE Partner hart arbeiten, haben auch
BEIDE einen Feierabend verdient.
Das Bedürfnis etwas für sich zu tun, steht euch beiden zu.
Bei uns übernimmt Reinold meist die Kleine, wenn er heimkommt. Er freut sich dann eh darauf, Larissa zu sehen und beim Spielen mit der Maus bekommt er selber schnell den Kopf frei von seiner Arbeit.
Ich kann mich dann schon mal in die Badewanne oder ins Schlafzimmer zurückziehen, manchmal gehe ich auch einkaufen, Hauptsache man ist mal kurz für sich. Danach übernehme ich dann wieder, mache
das Abendessen und starte das Abendprogramm.
Andere Eltern sagen: Montag hat der eine die Verantwortung und Dienstag der andere. Ganz egal, wie ihr das für euch regelt: Das Bedürfnis etwas für sich zu tun, steht euch beiden zu. So kann
jeder seinen Akku laden und da ich in diesem Artikel natürlich die Mamas vertrete:
Papa schafft das schon!
Kommentar schreiben
Nicole (Donnerstag, 03 Dezember 2020 17:07)
Liebe Frau Kollegin,
danke für die treffenden Worte.
Mama sind wir 24/7. Auch wir haben einen Feierabend verdient und nicht ständiges rechtfertigen, warum wir gerade auf der Couch sitzen (hallo?? Zu Corona die einzige Möglichkeit mit Freunden und Bekannten zu kommunizieren)
Desiree (Donnerstag, 03 Dezember 2020 21:49)
Danke für deinen Kommentar! So ist es und ich hoffe, dass auch genug Papas den Artikel zu lesen bekommen ☝��